Ja, ich liebe meine Arbeit. Ich liebe es andere Menschen zu treffen, mehr über ihre Lebensgeschichte zu erfahren und selbst über Dinge zu sprechen, die ich sonst noch nie so mitbekommen habe.

An alle werdenden Eltern da draußen – Habt ihr euch schon einmal Gedanken über eine Hausgeburt gemacht?

Für mich selbst, war das bei den Geburten meiner beiden Kindern nie ein Thema, aber wir haben uns damit auch nicht auseinander gesetzt. Nadja und Jose, bekamen Ende Januar ihr erstes Baby und haben sich getraut, dieses kleine Wunder auf ganz natürlichem Wege zu Hause in ihren eigenen vier Wänden auf die Welt zu bringen. Da es mich so sehr interessiert hat, wie sich die beiden mit dieser Entscheidung gefühlt haben und was es für ein Erlebnis für sie und ihren kleinen Goldschatz war, fragte ich die frisch gebackene Mama ob sie ihre Geschichte mit uns teilen will! Und ja, das hat sie! Vielen Dank für diese sehr persönlichen Einblicke, liebe Nadja und herzlichen Glückwunsch zu eurem kleinen Linus-Noah!

Von Nadja:

Wir hatten uns schon eine ganze Weile Nachwuchs gewünscht, und am 7. Juni 2020 war es dann soweit – ich konnte meinem Mann voller Freude den positiven Schwangerschaftstest präsentieren!

Ja, wir haben uns sehr gefreut und auch schon sehr früh unsere Familien eingeweiht. Für mich war von Anfang an klar – ich möchte gern eine Hausgeburt oder alternativ in einem Geburtshaus gebären. Insgeheim hatte ich mir das schon immer gewünscht, vor allem aufgrund meiner Phobie vor Krankenhäusern (mir wird einfach immer schlecht dort) und den Erzählungen meiner Gastschwester aus Brasilien, die dort Hebamme ist und hauptsächlich Frauen bei Hausgeburten begleitet.

Das war alles aber nur für mich klar! Gemeinsam darüber gesprochen hatten ich und Jose noch nie und als ich meinem Mann von meinem Wunsch erzählt habe, war der erstmal gar nicht begeistert. Er hatte einfach die Zweifel, die den meisten in den Kopf schießen wenn sie an eine Hausgeburt denken – Ist so eine Geburt in unseren vier Wänden sicher?  Was passiert im Notfall? Wir haben dann angefangen uns genauer zu informieren und Vor- und Nachteile abzuwägen. Ich wurde dadurch in meinem Wunsch nur bestätigt und nach einem ersten Gespräch mit der Hebamme konnte sich auch mein Mann mit dem Gedanken anfreunden. Die derzeitigen Corona-Bestimmungen in den Krankenhäusern und die damit einhergehende Unsicherheit, die das bei uns hervorgerufen hat, haben unseren Plan dann endgültig manifestiert.

In der Nacht zum 29.1. merkte ich, dass sich unser kleines Wunder jetzt auf den Weg machen will.  Meine Wehen setzten ein. Nach vielen Stunden noch erträglichen aber schon regelmäßigen Wehen wurden diese am Nachmittag wieder weniger. Meine Mama, die als Heilpraktikerin tätig ist, hat mich nochmal besucht und massiert, um meinen Körper für die anstehende Anstrengung vorzubereiten. Gegen Mitternacht waren die Wehen so stark, dass wir die Hebamme gerufen haben. Diese war jedoch noch bei einer anderen Geburt und hat gefragt, ob sie eine Vertretung schicken soll. Das habe ich verneint, da ich zwar schon starke Schmerzen hatte, jedoch gespürt habe, dass es noch nicht so weit ist. Um viertel nach 3 dachten wir dann (meine Mama war immer noch da und hat mich und meinen Mann unterstützt, was so nicht geplant war, worüber wir in dem Moment aber froh waren), dass es nun wirklich so weit ist und haben erneut die Hebamme gerufen. Diese sagte sie sei auf dem Weg, schickt aber auch schon mal ihre Hebammenschülerin zur Hilfe vor. Eine halbe Stunde später sind beide dann fast zeitgleich eingetroffen. Nach der Untersuchung der Schock – die Wehen waren zwar sehr stark, jedoch war der Muttermund erst 1cm geöffnet. Das hat mich nach den vielen Stunden Schmerzen wirklich demotiviert und ich habe das erste Mal an mir gezweifelt – Kann ich das wirklich schaffen?

Da es den Anschein hatte, dass es noch sehr lange dauern kann, haben sich alle nochmal hingelegt um etwas Kraft zu tanken und die Hebammenschülerin hat mich in unserem Wohnzimmer bei den Wehen unterstützt. Um halb 8 die 2. Untersuchung – Muttermund 2cm geöffnet. Ich körperlich am Limit. Die Hebamme stellte die Option in den Raum, für eine PDA ins Krankenhaus zu fahren, um zu vermeiden bei totaler körperlicher Erschöpfung für einen Notkaiserschnitt ins Krankenhaus zu müssen. Das war der Moment in dem ich nochmal kurz an den Rand der Verzweiflung gekommen bin. Ein Gedankenkarusell das sich drehte und drehte. Ich wusste nicht wie ich entscheiden sollte und bat meine Mama und meinen Mann um Rat. Beide haben mir zu jeder Zeit das Gefühl gegeben, dass sie an mich glauben! Mehr als ich selbst! Doch entscheiden musste ich. Wir riefen also in den beiden Krankenhäusern in der Nähe an, um mich anzumelden und herauszufinden, ob mein Mann mich begleiten durfte. Als ich hörte, dass er zuerst einen Corona-Test machen muss und mich nach der Geburt auch nicht besuchen darf, wusste ich wieder, wieso ich eine Hausgeburt wollte und mein Ehrgeiz kam (wenn auch nur unterbewusst) zurück. Nach Rücksprache mit der Hebamme haben wir entschieden es noch 1h zu versuchen und wenn es dann nicht deutlich vorwärts ging ins Krankenhaus zu fahren.

Nach einer weiteren Stunde hatte die Geburt richtig Fahrt aufgenommen und die Frage stellte sich nicht mehr. Bei den Presswehen wurde es zum Schluss nochmal kompliziert und dauerte gefühlt sehr lange. Aber mit der Unterstützung meines Mannes, der hinter mir saß und von oben auf meinen Bauch drückte, den Anfeuerungsrufen meiner Mama und der Expertise der beiden wunderbaren Hebammen konnte ich am 30.01.21 um 10:50h unser kleines Wunder in meinen Armen halten.

LINUS-NOAH war endlich da!

Es war so wunderschön für uns, unser kleines Baby zu Hause, ohne medizinisches Eingreifen geschafft zu haben und nach einer wohltuenden Dusche zusammen mit meinem Sohn und meinem Mann im eigenen Bett zu liegen – unbezahlbar!

Ich weiß, dass es viele Gegner einer Hausgeburt gibt und jeder muss die Entscheidung für sich selbst treffen! Ich jedoch weiß, dass ich es immer wieder so machen würde, da die Erfahrung zusammen mit meinem Mann während und nach der Geburt so wunderschön war und ich mich in einem Krankenhaus nie so wohl gefühlt hätte. Also trotz der Warnungen und Bedenken, die so viele geäußert haben, als ich von meinem Plan für eine Hausgeburt erzählt habe – ich bin unendlich glücklich, mich nicht davon abgebracht haben zu lassen.